Liebe Freunde,
Schon wieder sind fast 14 Tage vergangen und es wird Zeit wieder ein paar Zeilen über unsere Reiseerlebnisse zum besten zu geben. Nach 4 Monate in Neusseeland und Australien waren wir bei der Ankunft auf Bali für ein paar Tage im Schockzustand und brauchten etwas Zeit uns an die Insel, deren Kultur und Menschen zu gewöhnen. Letztendlich spielte uns unsere eigene Fantasie einen Streich. Haben wir mit dem Namen Bali allgemeine Phrasen wie Südseeromantik, Inselparadies, Exotik, Insel der Götter und hinduistische Mystik verbunden. Ebenso bedient die Berichterstattung in Europa über die Insel und auch das Verkaufsprodukt der Tourismuskonzerte eben diese unsere Fantasie. Was wir jedoch vorfanden war eine Karikatur des Ballermann 6 auf Mallorca und hat uns jeder Illusion beraubt. Das macht natürlich neugierig warum es hier so aussieht wie es aussieht und warum das Bild zwischen Erwartung und Realität so abweichend ist. Bali war bis 1942 eine niederländische Kolonie und wurde dann bis 1945 während des 2. Weltkrieges von den Japanern besetzt. Nach der Kapitulation der Japaner stand der Kolonialmacht der Niederlande einer starken indonesischen Unabhängigkeitsbewegung unter Surkano gegenüber welche es dann auch schaffte gegen alle Widerstände 1945 die Republik Indonesien auszurufen. Surkano selbst stammt aus Surabaya auf Java hatte jedoch eine Mutter die von Bali stammt. Somit kannte Surkano die Insel und deren Potential für den Tourismus. Mit der Eröffnung des internationalen Flughafens 1969 (kurz nach der Entmachtung Surkano durch General Suharto) sollte eine beeindruckende Entwicklung bezüglich Massentourismus seinen Lauf nehmen. Waren es anfangs meist noch Indonesier oder Urlauber aus anderen asiatischen Ländern kamen ab den 80 ziger Jahren auch verstärkt Touristen aus Europa, Australien, Neuseeland und den USA. 1984 besuchten 190.000 Gäste Bali. 1997 waren es schon 1.2 Millionen und heute sind es sage und schreibe über 4 Millionen Gäste pro Jahr. Die Hotelkapazitäten sind im gleichen Zeitraum von 527 (1984) über 895 (1997) auf 5000 Hotels und Privatunterkünfte gestiegen. Unbeschreiblich. Erst recht wenn man überlegt das Bali circa dreimal kleiner ist wie das Bundesland Thüringen. War Bali vor der Tourismusentwicklung ein absolute Probleminsel mit einer hohen Arbeitslosigkeit, geringem Bruttosozialprodukt und schlechten Lebensbedingungen hat die Insel nun bei genannten Werten einen Spitzenwert in Indonesien. Doch zu welchem Preis? Die Investitionen auf Bali stammen zum grössten Teil aus Jarkarta, Java, Australien und touristischen Grosskonzernen. Somit ist Bali fast voll umfänglich fremdbestimmt in seiner Entwicklung so dass die balinesische Kultur und Tradition zwar gerne von den genannten Investoren als positives Image benutzt wird aber die Authentizität ist auf der Strecke geblieben. Balinesen arbeiten als Taxifahrer, Spa-Mitarbeiter, Bauern oder Fremdenführer und sind damit in der Handlungs- bzw. Einkommenskette mit an letzter Stelle. Sie partizipieren ausserordentlich von den verhältnismässig hohen Löhnen jedoch bleibt eine nachhaltige Entwicklung auf der Strecke. Das ökologische Gleichgewicht ist kurz vor dem Kollaps. Landwirtschaftliche Nutzflächen wurden und werden immer mehr zugunsten neuer Hotelprojekte teilweise unter dubiosen Umständen verkauft. Dadurch kann Bali selbst den Bedarf an Lebensmitteln aus der eigenen Landwirtschaft nicht mehr decken. Des Weiteren hat der hohe Trinkwasserverbrauch (500 Liter pro Hotelzimmer am Tag für Poolunterhalt, Gartenflächen, Reinigung, etc.) in den Hotelanlagen zu einem Notstand geführt. Fehlende Klär- und Aufbereitungsanlagen wirken sich verherrend auf die Wasserqualität aus und so zeigen Wasserproben gerade in den Hotelbereichen eine hohe Verunreinigung mit beispielsweise Fäkalien auf. Des Weiteren ist an manchen Stellen das Grundwasser mit Salzwasser kontaminiert da der Raubbau zu extrem von statten ging. Die Insel Bali ist letztendlich mit ihren Ressourcen in keinster Weise auf einen solchen Touristenandrang vorbereitet. Im Gegenteil es findet im grossen Stil eine Über- bzw. Fehlnutzung der Ressourcen statt. Ebenso bedrohlich ist die fehlende Abfallbeseitigung dieser Übernutzung so dass sich Bali in einem Teufelskreislauf befindet. Diejenigen die im grossen Masse Kapital aus dem Massentourismus schlagen sind nur ein ihrem eigenen Profit bzw. Deviseneinnahmen interessiert und da wie geschrieben die Balinesen in dieser Handlungskette an letzter Stelle agieren fehlt ihnen das Kapital und natürlich auf der Willen die Probleme anzugehen. Nicht zuletzt fehlt es aber auch an der politischen Aufklärung über die Probleme der Insel. Wie in jedem Land auf der Welt ist man nur dann in der Lage seine eigene Umwelt, Kultur und Tradition zu schützen wenn die Ressourcen dafür vorhanden sind. Fährt man gerade durch die südlichen Bereiche wie Kuta, Seminyak oder Legian der Insel dann zeigt sich die hässliche Fratze des Massentourismus mit seinen aberwitzigen Ausmassen. Ein zu betonierter Strand mit allen westlichen Annehmlichkeiten. Irgendwie ist es wie das Spiel zwischen Hase und Igel. Durch die Globalisierung sagt McDonalds und Co immer wieder….ich bin schon da. Der Ballermann 6 und dessen Umgebung ist eine Partyhochburg für jederman. Alkohol, Drogen, Essen, Tanzen, Spass haben, Sex und so weiter. Kuta ist in etwa ähnlich jedoch von den Auswirkungen noch extremer. Wer Australier und ihr Trinkverhalten kennt weiss was diess bedeutet. Wenn der Deutsche eigentlich schon sturz besoffen unter dem Tisch liegt wird der Australier erst warm. Beispielsweise habe ich noch nie so viele extrem betrunkene Menschen auf der Strasse gesehen wie in australischen Grossstädten und wer schon einmal auf dem Oktoberfest eine australische Truppe beim saufen erlebt hat weiss sicherlich was ich meine. Unsere Eindrücke haben uns auf jeden Fall nachdenklich und sprachlos gemacht. Wir sind Touristen und sind auf unserer Weltreise auf viele andere Touristen an den schönsten Orten gestossen aber nun in dem Ausmass wie hier. Ich weiss dass ich schon viel kritisches zu einzelnen Ländern geschrieben habe und es soll hier auch nicht der Eindruck entstehen dass alles schlecht ist. Bali ist eine wunderschöne Insel und ein hinduistisches Einod in mitten eines muslimischen Staates einhergehend mit einigen Sehenswürdigkeiten und einzigartiger Landschaft. Ebenso beeindruckend sind die überaus freundlichen Balinesen. Aber der ganz grosse Wurf gerade bezüglich des Images und der daraus resultierenden Erwartungshaltung ist Bali nicht. Es ist wahrscheinlich so ein bisschen als wenn sich junge Eltern über ihre Kinder unterhalten. Alles wird in eine rosarote Brille gerahmt aber jeder weiss auch dass nicht alles gold ist was glänzt. Dazu kommt noch das die schneeweissen Strände aus den Hochglanzmagazinen der Tourismusunternehmungen sich als banale Durchschnittsstrände entpuppen. Das bis dato wirklich beeindruckende ist die Surfkultur auf Bali. Aufgrund sehr guter Winde und entsprechender Wellen füllen sich die Surfer der Welt hier wie zu Hause. Aber wegen Stränden muss man definitiv nicht über 14 Stunden fliegen. Jeder versucht hier seinem kleinen persönlichen Glück nachzujagen. Dieses kleine persönliche Glück sind dann Restaurants, Bars, Souvenirstände, Massagen, Spas, Taxi, etc. All das gibt es im Überfluss und zu extrem günstigen Preisen doch man fragt sich wie bei diesem Überangebot die Menschen auf Bali überleben wollen. Dabei sollten doch gerade die Balinesen schmerzvoll wissen wie schnell sich Angebot und Nachfrage verschieben könnten. Die schweren Bombenanschläge 2002 und 2005 mit über 200 Toten die Insel in eine tiefe Depression gestürzt und aufgezeigt wie abhängig man damals schon vom Tourismus war. Die Medien sprachen von einem Anschlag der Jemaah Islamiyah einer islamitischen Terrororganisation. Dies zeigt auch das Spannungsumfeld in dem Bali sich befindet. Indonesien ist ein muslimisches Land mit den meisten Anhängern (ca. 190 Millionen) des Islams auf der Welt. So ist es nachvollziehbar das nicht alle Indonesier die Entwicklung des hinduistisch geprägten Bali als toll empfinden. Einige Balinesen haben auch von Neid und Missgunst gegenüber ihrer Insel von anderen Indonesiern gesprochen. Wie bei der weltweiten Finanzkrise 2008 ist die Masslosigkeit auf Bali nach den Bombenanschlägen schnell zurück gekehrt und treibt nun in immer höhere Sphären. Braucht Bali so viele Hotels? Bei einem Buchungsstand von ca. 45 % in der Hochsaison ganz klar nein. Wir waren schon in einigen Ländern die von der Entwicklung auf gleichem Niveau waren. Jedoch haben wir selten so verunreinigte Landschaft gesehen. Müll wohin das Auge reicht. Rühmliche Ausnahme ist Nusa Dua. Eine Luxusenklave im äussersten Süden der Insel. Wenn man es erstmal durch das tägliche Verkehrschaos geschafft hat verwandelt sich an der Zufahrt zu diesem Fünfsternekomplex bzw. Regierungsareal die Landschaft wie durch Zauberhand von einer städtischen Müllkippe zu einer grünen sauberen Oase. Gibt es in allen grösseren 4-5 Sterne Hotels auf Bali Kontrollen beim Zugang betreffend Bomben und Waffen so wird hier erst bei der Zufahrt in den Komplex und dann bei den jeweiligen Hotels selber nochmals kontrolliert. In mitten der Hotels gibt es ein grosses Shoppingcenter mit vielen Restaurants wo man denken könnte irgendwo in der westlichen Welt zu sein. Hier muss ich wieder das Wort surreal bemühen. Irgendwie fragen wir uns schon warum wir uns hier nicht so ganz wohl fühlen wollen. Und ebenso fragen wir uns überhaupt was ein guter Urlaub ausmachen sollte. Aufgrund der fehlenden eigenen Definition springen uns unzählige Verlockungen durch sämtliche Medien als Hilfe zur Seite und versuchen uns subjektiv sowie objektiv zu beeinflussen was gut und toll sein könnte. Bei all den paradiesischen Verlockungen stellt man sich doch bitte schön nicht die Frage wie es in dem jeweiligen Land wirklich aussieht und erst hinterfragt man nicht die ökologische bzw. ökonomische sowie politische Entwicklung. Wir mit unser Weltreise hinterlassen einen enormen ökologischen Fussabdruck und verschmutzen allein durchs fliegen die Umwelt. Deshalb hat uns Bali zum nachdenken angeregt was unsere nächsten Reiseplanungen (irgendwann mal wenn wir nach zig Jahren harter Arbeit wieder Geld dazu haben) anbelangt.
Nach dem kleinen Exkurs :o) wollen wir uns nun doch noch den eigentlichen Geschehnissen auf Bali widmen. Wie im vorhergehenden Blog schon geschrieben sind wie gut auf Bali gelandet. Durch das warme Wetter in Australien sind wir wahrscheinlich an warme Temperaturen gewöhnt und so ist es fast etwas frisch als wir bei nur 23 Grad aus dem Flughafengebäude treten. Allgemein sind die Temperaturen tagsüber zwischen 28 und 32 Grad. Nachts fällt das Thermometer auch schon mal auf 22 Grad. Nur die Luftfeuchtigkeit ist mit über 80 % recht hoch. Unser Pick up Fahrer welcher von unseren Gastgebern geschickt wurde holt uns ab und fährt uns nach Sanur zu unserer kleinen aber feinen balinesischen Privatunterkunft. Unsere australischen Gastgeber sind wie der Zufall so will in Australien und so können wir das ganze Haus mit nutzen. Etwas abseits der Hauptstrasse geniessen wir den hauseigenen Pool und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Sanur selber ist schnell beschrieben. Hotels, Strand, Restaurants, Spa’s, Shops und Privathäuser durchziehen die Strassen. Der Strand ist ca. 10 Minuten zu Fuss von uns entfernt. Naja wie schon geschrieben nicht der Burner. Auch sonst hat man die Gegend eigentlich an einem Tag gesehen. Nichts besonderes aber gegenüber Kuta und Co noch sehr ruhig und übersichtlich. Aufgrund unseres Erholungsbedarfs durch Australiens Reisestrapazen machen wir nicht viel. An einem Tag besuchen wir Nils und Priscilla in Nusa Dua und geniessen einen schönen Tag im Courtyard sowie ein leckeres Abendessen. Und dann machen wir noch einen Ausflug zum Wassertempel Tanah Lot, nach Seminyak, Legian und Kuta. Durch die Ferienzeit wo tausende Gäste aus Java der Nachbarinsel nach Bali pilgern ist Tanah Lot wahnsinnig voll. Menschen wohin das Auge reicht. Der Tempel ist ganz ok darf aber nur aus der Ferne bestaunt werden. Der Zugang ist nicht gestattet. Trotz dessen lassen wir uns mit heiligem Wasser bespritzen und bekommen symbolisch Reis auf die Stirn geklebt. Danach schauen wir uns noch den Tempel Pura Petitenget und das Bombendenkmal in Kuta an. Ein Highlight für Pepe war der Tag im Spieleparadies Peek a Boo. Dort bringen gutbetuchte Eltern ihre Kinder zum Spielen hin. Viel Platz mit allen nur erdenklichen Spielzeug und ein Spielplatz lässt Pepe so richtig abgehen denn öffentliche Spielplätze sind bis auf den Strand auf Bali nicht zu finden. Zwischen diesen Ausflügen vertreiben wir uns die Zeit mit Massagen, Pediküre, Maniküre, Wäsche waschen, Haare schneiden (Pepe und Papa) und Fussball gucken. Ach ja Fussball. Da muss ich mich auch noch entschuldigen. Im letzten Blog habe ich da totalen Blödsinn geschrieben was die Anstosszeiten in Deutschland/Schweiz, Bali sowie Brasilien anbelangt. Bei der ganzen Zeitverschiebungsrechnerei verliert man da schnell den Überblick. Aber wer zählen kann ist klar im Vorteil. Wenn die Jungs von Jogi in Brasilien um 18 Uhr deutscher Zeit einmarschieren dann ist es auf Bali 0.00 Uhr. Jedenfalls habe ich in der benachbarten Kneipe Fussball gucken wollen. Oft klappte das sehr gut aber manchmal ist der Satellit ausgefallen und so guckte man nur noch auf ein Standbild. Ärgerlich nur wenn dies in der 52. Minute des Spiels Deutschland gegen die USA passiert. Sekunden später fällt das entscheidende Tor doch das Bild bleibt hartnäckig bis zum Schluss stehen. Das Team Deutschland steht hier auf Bali sehr hoch im Kurs. Viele deutsche Flaggen und andere Fanutensilien zeugen davon. Nach 10 Tagen Sanur die wie im Flüge vergingen heisst unsere nächste Station Lombok. Anfänglich war die Nachbarinsel gar nicht auf unserem Plan jedoch schwärmten viele von Lombok und seinen drei Inselperlen Gili Air, Gili Meno und Gili Trawangan und somit konnten wir dieser Versuchung nicht widerstehen. Um nach Lombok zu kommen gibt es gefühlte 1000 Möglichkeiten mit Millionen Anbietern. Flugzeug, Speedboot, Segelboot oder öffentliche Fähre stehen zur Auswahl. Gott sei Dank haben wir unseren Lonely Planet der einem einen Überblick über den Touranbieterdschungel bietet. Da wir Zeit haben entscheiden wir uns für die Sparvariante der öffentlichen Fähre. Um 6 Uhr geht es los. Mit dem Taxi fahren wir zum Touroffice und da alles noch Menschenleer ist glauben wir nicht dass wir am richtigen Ort sind. Papa holt erst einmal Kaffee doch als er zurück kommt steht da plötzlich ein Bus und ein wenig Hektik kommt auf da alle auf Papa warten. Na dann Koffer rein und 2 Stunden über Ubud zum Fährhafen Padang Bai. Dort angekommen wollen uns zig Leute Speedbootfahrten nach Lombok verkaufen. Statt 5 Stunden ist man mit der schnellen Variante nur 2.5 Stunden unterwegs. Allerdings wird neben dem Portemonaie (10 mal teurer als die Fähre = 20 CHF statt 2 CHF :o) auch der Magen geleert. Die Speedboote sind oft nicht grösser als eine kleine Yacht und die bis zu 3 Meter hohen Wellen bringen dann sie Nussschalen in arge Bedrängnis. Nach einem 5 minütigen Fussmarsch sind wir endlich an der Fähre. Modern und schön ist anders und so besteigen wir mit einem etwas mulmigen Gefühl das Schiff. Ob die Überfahrt gutgehen wird? Das steht dann im nächsten Blog.
Hier die dazugehörigen Bilder:
https://www.dropbox.com/sc/vngu4vlzgrjaeyu/AABO8PpqPm5DcdBzlmML49Dna
Bis dahin alles Liebe!
Steffi, Pepe und Karsten