Salut Kollegen,
ach so ein deutsches Wertprodukt ist schon was feines und bringt Erinnerungen mit sich. Ja genau hier ist von unserem Mietwagen die Rede. Ein Opel Corsa Stufenheck Baujahr 2013 welcher aber so daher kommt als wenn wir immer noch 1996 schreiben als ich für viele Monate Opel Corsa fahren dürfte. Dazu kommt noch etwas befremdend, dass sich hier alle Opels Chevrolet nennen. GM lässt grüssen. Fensterheber Fehlanzeige, genauso wie ABS, Airbags, Seitenaufprallschutz und das ganze neumodische Zeug was es in Europa in jeden Wagen als Standard geschafft hat. Egal, wir wollen ja nur von A nach B kommen und dass hast in den nächsten 10 Tagen 2200 Kilometer fressen. Autofahren in Argentinien ist nicht wirklich anstrengend aber monotone Strassen die eine Ewigkeit geradeaus führen und die ebenfalls monotone Landschaft zermürben bei über 40 Aussentemperatur jeden Autofahrer. Dazu kommt die sensationelle Ausschilderung der Strassen. Es ist quasi keine Vorhanden und wenn dann doch eher Irre führend. Gott sei Dank gibt es kein extremes Strassennetz und so müssen Logik und Ausschlussprinzip bei fehlenden Navi weiterhelfen. Wir haben uns vorweggenommen nur sehr selten verfahren und sind immer ans Ziel gekommen. Ausser der Umstand das Strasse nicht gleich Strasse in Argentinien ist hat uns Nerven gekostet aber dazu mehr. Unsere Reise sollte nun nach San Augstin de Valle Fertil bzw. Valle Augstin oder Valle Fertil führen. Da sind mehrere Bezeichnungen im Umlauf. Der Ort mitten in the middle of nowhere ca. 420 Kilometer oberhalb von Mendoza. Was zum Henker wollen wir da überhaupt. Der Ort liegt in der Nähe (nach argentinischen Verhältnissen) von zwei aussergewöhnlichen Nationalparks (Talampaya und Ischigualasto) und diese wollen wir dann gerne besuchen. Bei einer Grossfamilie die einIge Cabanas besitzt finden wir etwas ausserhalb des Ortes nach 6 Stunden Fahrt Unterschlupf. Der Ort wirkt auf den ersten Blick wie eine Geisterstadt. Im Reiseführer war die Rede von 4000 Einwohnern doch wo sind die denn alle. Wären noch ein paar Strohballen durch die Strassen gerollt wäre die Westernszenerie perfekt gewesen. Es ist 17 Uhr und es ist alles verrammelt und verriegelt. Zurück zur Unterkunft. Die Familie gibt uns den Grund der Geisterstadt. Siesta ist das Stichwort und die geht hier bis 19 Uhr weil es am Tag so unbarmherzig heiss ist und deshalb die Menschen nur am Morgen oder eben wieder am Abend in die Stadt oder aus dem Haus kommen. Ok ab in den Pool und warten. Nebenbei bringen wir Pepe immer mehr das Schwimmen bei. Mit seinen neuen Mickey Mouse Schwimmflügeln kann er sich fast wie ein Profi auf dem Bauch und auf dem Rücken über Wasser halten. Endlich 19 Uhr. Der Margen knurrt. Ab in die Stadt und tatsächlich es gibt Menschen und auch Läden. Ab in den Supermarkt zum Essen und Trinken einkaufen. Danach geht es zum empfohlenen Fleischer. Heute soll es Kalbskotelett sein. Der Fleischerkollege geht hinter in seine Kammer und holt ein riesiges Stück Fleisch hervor. Dann schmeisst er seine Kreissäge an und fragt wie dick denn die Stücke sein dürfen. Rrrrrratsch hat er zwei Mörderteile abgetrennt und verlangt für 2 Mal 400 Gramm 48 Peso. Also auf deutsch 800 Gramm Kalbskotelett für 6 CHF. Keine Ahnung was man an Fleisch in der Schweiz für 6 CHF bekommt aber viel kann es nicht sein. Dann geht es ab zur Wäscherei. An diesem Tag bereits zum vierten Mal. Immer was immer irgendwelche Zettel an der Haustür wo sich die Dame der Wäscherei befindet mit der Bitte anzurufen wenn es dringend ist. Ohne Telefon kein Anruf also versuchen wir wieder unser Glück mit Erfolg. Eine Dame hat sich in ihrem Hinterhof ein paar Waschmaschinen hingestellt und wäscht für alle im Ort die nicht über solche technischen Geräte verfügt. Für 12 CHF können wir unsere Wäscheladung da lassen und am nächsten Tag sauber wieder abholen. Vorher mussten wir jedoch jedes Wäschestück nach Art sortieren und es wurde einzeln berechnet. Für 12 CHF soll es uns recht sein. Die nächsten Tage sind eigentlich schon vor definiert. Jeweils immer einen Tag Ausflug und dann einen Tag Erholung. Zurerst geht es nach etwas Erholung in den Parque Nacional Talampaya. Dieser liegt ca. 130 Kilometer nördlich von Valle Fertil und besticht durch einen 180 Meter hohen Canyon. Mit einem 4×4 LKW geht es in den Canyon. Und was wir dann zu sehen bekommen lässt uns fasst den Atem stocken. Der Grand Canyon in den USA ist weltbekannt und weit grösser als der Talampaya aber die Wände der Canyon gehen wie abgeschnitten steil gerade vom Boden in die Höhe. Dazu kommen noch freistehende Felsformationen wo fast immer der Verdacht entsteht das diese Felsformationen von Menschenhand unter architektonischer Meisterleistung dort hingestellt worden so surreal sehen die Dinger aus. 3.5 Stunden fahren wir bei segender Hitze durch den Canyon und besichtigen alle Sehenswürdigkeiten. Dazwischen gibt es einen kleinen Apero. Wir trauen unseren Augen kommt. Unsere Körper schreien fast sekündlich nach mehr Wasser und die Tourführer tischen leckeren Weisswein mit Chips, Erdnussflips und salzigen Erdnüssen auf. Wir sind 20 Leute auf der Tour aber die 5 Schalen bleiben erstaunlicherweise voll. Was aber am meisten speziell in Argentinien nervt sind die Extrapreise für die „gutbetuchten“ Ausländer. Ist ja ok mag man denken. Doch dafür bekommt man nichts geboten denn Englisch ist Fehlanzeige. So sind alle Führungen in Spanisch. Schade so erfährt man dann nur die Sachen die man sich aus dem Reiseführer sucht oder gegoogelt hat. Da bleibt ein fader Beigeschmack in jedem Fall. Auf der Rückfahrt fallen uns wieder die vielen Tiere auf und neben der Strasse auf. Kühe, Pferde und Ziegen säumen die Strassen und behindern oftmals den Verkehr und das anscheinend weit weg jeglicher Zivilisation. Einige Kadaver zeugen vom harten Kampf der Tiere in der Trockenheit jeden Tag aufs neue zu überleben. So gilt es Futter zu finden und dabei nicht überfahren zu werden. Nach einem Tag Pause am Pool wollen wir jetzt die nähere Umgebung erforschen. Die Touristeninfo meint ein Roundtrip durch das Valle Fertil wäre eine feine Sache und dazu nicht allzu anspruchsvoll in Sachen Distanz. So ziehen wir dann auch los. Wie die Frisöre ohne die sonstigen Ausrüstungsgegenstände. Die angebliche Strasse entpuppt sich als Schotterpiste die unseren treuen Opel fast an die Belastungsgrenzen führt. Dazu kommt wiederum die ausserordentlich gute Ausschilderung. Hm so nach 1 Stunde Fahrt durch die öde Landschaft wird uns langsam mulmig. Waren anfangs noch Menschen und Autos zu sehen ist nun keine Zivilisation erkennbar. Der Tank wird immer leerer und auch unsere Wasserreserven werden langsam knapp. Lieber Gott lass uns bitte nicht in dieser Hitze in einem einsamen Tal stranden. Ein ums andere Mal küsst die Bodenplatte des Wagens den Boden dazu muss Papa aber immer richtig Gas geben damit wir nicht stecken bleiben. Nach 2.5 Stunden Angst kommen wir endlich an der Asphaltstrasse zurück nach Valle Fertil an. Alter Verwalter…..was war denn an dieser Tour bitteschön easy. Es hätte eine Etappe der Paris – Dakar sein können. Haken drunter….nun kennen wir das verdammte Tal Fertil und Mensch und Maschine sind wohl auf. Nach einem weiteren Tag Pause ging es dann in den Parque Nacional Ischigualasto. Hier dürfen wir dann mit dem eigenen Auto wieder über Schotterpisten auf einen geführten 40 Kilometer langen Rundkurs durch das so genannte Mondtal. Und tatsächlich wenn die Amis wirklich die Mondladung gefakt haben dann muss der Streifen im Ischigualasto gedreht worden sein. Kaum Vegetation. Weisse kahle Landschaften und dahinter erhebt sich ein rotbrauner Bergrücken. Gerade zu gespenstisch und bei wiederum 40 Aussentemperatur anstrengend für Mensch und Maschine. Ausser Pepe findet es super und will wie im Talampaya Nacional Parque Monster und Verstecken spielen. In dem Park sind auch viele Dinosaurierknochen gefunden worden da sich die Erdschicht des Trias (-250 Millionen vor unserer Zeit) an der freien Oberfläche statt tief in der Erde befindet. Wie im Talampaya ist die Mondlandschaft wieder von freistehenden skurilen Steingebilden gesäumt. Dazu kommt noch eine Bocciabahn. Dort liegen ca. 100 rundgeschliffene Steine in der Wüste und man könnte tatsächlich denken dass hier Boccia gespielt wurde. Alles im allen zwei sensationelle Nationalparks die auf alle Fälle die Mühen der Anreise wert waren. In Valle Fertil haben wir uns in den 7 Tagen immer heimischer gefühlt und das Dorf leben immer intensiver kennengelernt. So haben wir uns so manchen Abend am Grill über Gott und die Welt unterhalten. Der Arzt des örtlichen Krankenhauses konnte ein wenig Deutsch und auch Englisch und so tauschten wir uns über die jegweiligen länderspezifischen Gegebenheiten aus. Was auf jeden Fall für ganz Argentinien bleibt und sich im Valle Fertil wieder bestätigt hat ist die Zufriedenheit der Menschen mit ihrem Land und der Politik. 9 von 10 Leute finden die Präsidentin Kirchner und ihre Politik nicht gut. Dem Land geht es schlecht und viele sehen in der Zukunft keine Besserung. Die galoppierende Inflation macht den Menschen zu schaffen. Dazu kommt eine immense Korruption und eine für Argentinien negativ ausfallende Globalisierung. Irgendwie muss da ein Zusammenhang zwischen der schlechten Regierung, der Korruption in eben dieser und den zahlreichen ausländischen Firmen liegen. Wenn man beispielsweise in den Supermarkt selbst in Valle Fertil geht dann entdeckt man kaum argentinische Firmen in den Regalen. Unilever, Nestle, Coca Cola und Co sind omnipresent. Eine eigene argentinische Industrie ist kaum sichtbar. Betonwerke heissen Holcim, Minen sind in canadischer Hand, die Automobilbranche ist fest in deutsch-französich-japanischer Hand und so weiter und so weiter. Irgendwie beklemmend. Unsere Zeit im Valle Fertil neigt sich dem Ende entgegen. Morgen geht es weiter nach Uspallata.
Fortsetzung folgt….