Von Sydney an die Great Ocean Road

Liebe Volksfreunde der germanischen Unterhaltung,

wow wie die Zeit doch verrennt. Schon wieder sind 14 Tage um und es wird Zeit das Ipad zu quälen und einige neue Stories von down under zum besten zu geben. Wir waren stehen geblieben an einem wunderschön sonnigen Osterwochenende in Sydney. Die Tage unseres dortigen Aufenthalts waren gezählt und somit hiess es Koffer packen und ab dafür. Doch zunächst benötigten wir einen fahrbaren Untersatz. Diesmal sollte es kein Kleinbus sein sondern ein Campervan namens Jucy Condo, denn nach der Verabschiedung von Tante und Mutter wollten wir damit weiter Australien campenderseits entdecken. Da wir an diesem Tag noch eine lange Reise vor uns hatten machten wir uns sehr früh auf den Weg zur Autovermietung. Punkt 9.30 Uhr standen wir vor verschlossenen Türen und bemerkten erst vor Ort das um 10 Uhr der Laden aufmacht. Ok Käffchen an der nahegelegenden Tanke. Danach dürften wir unser neues Gefährt bestaunen. Hm, sieht alles recht eng aus und deshalb kommt eher Ehrfurcht als Freude auf. Das Teil soll 2 Monate unsere Heimat sein. Halleluja. Ab zur Unterkunft und Koffer einpacken. Gegen 11.30 Uhr starten wir zu den Blue Mountains. Eigentlich war unsere Planung dieses Ausflugsziel mit den ÖVs in den Tagen zuvor zu besuchen aber Zeit und Preis hatten uns abgeschreckt und so dachten wir, dass wir doch auf unserem Weg nach Bateman’s Bay (nein es hat nichts mit dem Zipfelklatscher Batman zu tun sondern mit einem der ersten Siedler Australiens John Batman) noch schnell dort vorbeischauen könnten. Doch zwei Dinge sollten uns extrem den Nerv kosten. Erstens ist Sydney eine Autohölle. Es gibt kaum richtige und vor allem grosse Ausfallstrassen und bis wir die einzigste grosse Strasse gen Blue Mountains gefunden haben vergeht viel Zeit. Ausserdem sind die Jungs aus Sydney alles andere als hilfsbereite Verkehrsteilnehmer. An einer Ampel ordnen wir uns falsch ein (rechts statt geradeaus). Da wir geradeaus möchten blockieren wir dadurch den hinter uns stehenden Fahrzeuge was mit einem lauten Hupkonzert und Flüchen quittiert wird. Als dann grün für den Geradeausverkehr wird möchte Papa elegant reinschnippeln. Doch da haben wir die Rechnung ohne die Sydneyer Verkehrsrowdys gemacht. Alle fahren an uns vorbei und ein Kollege provoziert sogar einen Unfall. Genau nach diesem Idioten können wir endlich einfädeln. Doch was sehen unsere Augen….einen dicken Finger und wilde Gestiken. Wie wir es in Deutschland und der Schweiz gelernt haben gibt es den Dicken gratis Retour. Zuviel für den Kollegen vor uns. Es folgt eine Vollbremsung die unseren Bremsen alles ab verlangt und Pepe’s Kindersitz samt Gurtzeug gleich mal testet. 2-3 cm vor dem Wagen kommen wir zum stehen. Wer Papa kennt. Ungerechtigkeit in einer Extremsituation und eine kurze Zündschnur ist die Zutaten der meinen Puls auf 180 jagen und nichts gutes folgen lassen. So sind auch schon meine Hände am Gurt und die Tür fast geöffnet um diesem Stümper eins auf die Zwölf zu geben aber der Typ fährt einfach weiter das muss man sich mal vorstellen. Auch gut so doch es braucht etwas Zeit bis der Puls wieder unten ist. Die zweite Sache welche wir unterschätzt hatten war Verkehr zu Ostern und irgendwie wollten alle an diesem Sonntag in die Blue Mountains und wenn es dann noch einspurige Verkehrsführungen auf einer Autobahn wegen Baustellen gibt ist das Chaos perfekt. Hinzu und rückzu kostet es uns mindestens 2 Stunden zusätzlich an Zeit. Der Aussichtpunkt Echo Point gleicht an diesem Tag einem Jahrmarkt. Tausende von Menschen tummeln sich auf den Wegen und so bekommt die atemberaubende Landschaft einen faden Beigeschmack. Wir können es im Rückblick auch kaum glauben das wir doch tatsächlich Bilder ohne viele Besucher von den Blue Mountains machen konnten. Steffi wundert sich. Damals wo sie hier war konnte sie Fotos ganz in Ruhe und allein machen. Nach einer Stunde hiess es eh wieder ab ins Auto und weiter. Eigentlich hatten wir Bateman’s Bay als nächstes Reiseziel ausgewählt weil es auf dem Weg dorthin an der wunderschönen Küste lang geht und es eine gute Überbrückungsetappe nach Canberra war. Aus der Sicht aufs Meer wird leider nichts denn die Dunkelheit (ab 18 Uhr) holt uns schnell ein und so müssen wir ohne grosse Sicht die Reise fortsetzen. Ebenso wie in Neuseeland ziehen sich die Strecken wie Kaugummi und wollen kein Ende nehmen. In Kiama ca. 2 Stunden vor Bateman’s Bay machen wir Rast und essen zu abend. Wie wollen uns auch kurz erkundigen wie weit noch unser Weg ist und fragen ob wir kurz mit dem Hotel telefonieren können. Die Antwort haut uns vom Hocker. Die Dame sagt mit einer ersten Miene 3-4 Stunden bis zum Ziel. Tolle Wurst. Wir dürfen das Hotel anrufen und bitten um einen Late checkin was nach langem hin und her auch bewilligt wird. Etwas geknickt geht es wieder in den Campervan. 4 Stunden noch Auto fahren. Oh mein Gott. Doch das nächste Verkehrsschild lässt Zweifel aufkommen. Zum ersten Mal steht Bateman’s Bay auf dem Schild und es sind 179 Kilometer. Wie zum Teufel sollen wir dafür 4 Stunden brauchen. Lange Rede kurzer Sinn. Nach etwas mehr als 2 Stunden kommen wir erschöpft gegen kurz nach 22 Uhr im Hotel an. Ebenso froh sind wir über keinerlei Kollisionen mit Tieren. Wollte man in Neuseeland noch unbedingt ein Opossum erlegen sehen hier die Gegner etwas anders aus. Kängurus sind ein anderes Kaliber und hinterlassen hässliche Beulen im Lack und oft kommt es auch zu schlimmen Verletztungen der Fahrzeuginsassen. Kein Wunder das hier fast alle Leute mit Bullenfängern rumfahren. Der nächste Morgen begrüsst uns mit einem herrlichem Blick und Sonne. Nach dem Frühstück geniessen wir als eine Art Balsam für die Seele etwas Strand bevor es weiter nach Canberra geht. Am Strand darf Pepe noch Ostereier suchen was er auch begeistert tut. Oma und Tante haben einige Geschenke versteckt und Pepe findet diese freudestrahlend nach kurzer Zeit. Ansonsten ist Bateman’s Bay und Umgebung ein beschauliches Ferienparadies wo man es durchaus länger aushalten könnte. Nach Canberra brauchen wir wie geplant keine 2 Stunden und schauen uns neben einer kleinen Stadtrundfahrt das Parlamentsgebäude und das War Memorial an. Canberra ist eine Retortenstadt welche vom amerikanischen Architektenpaar Burley Griffin ab 1913 erschaffen wurde. Man konnte sich dazu mal nicht einigen ob Sydney oder Melbourne Hauptstadt werden soll und deshalb entschied man sich für ein Fleckchen Erde auf halber Strecke zwischen den beiden Metropolen. Das Parlamentsgebäude hat aufgrund Ostermontag einen Tag der offenen Tür was uns alle sehr überrascht aber auch freut denn so können wir das gesamte Haus bestaunen. Dieser Prachtbau soll Milliarden verschlugen haben und präsentiert sich wie geleckt und modern. Hier fühlen sich Tony Abbott (Australiens Premierminister) und Konsorten sicher pudelwohl. Der zweite Besuch ist wie gesagt im War Memorial. Australien ist durch das Commenwealth eng mit Grossbritanien verbunden und ist Schulter an Schulter in viele Kriege gemeinsam gegangen. Da viele Soldaten ihre letze Ruhe auf den Kriegsfeldern der Welt fanden (insbesondere 1. und 2. Weltkrieg) und für die Angehörigen es sehr schwer war um sie zu trauern bzw. keinen ehrwürdigen Ort dafür fanden wurden in ganz Australien Denkmäler wie dieses geschaffen. Es steht eigentlich in jedem Kaff ein Denkmal wo zumindest den Opfern des ersten Weltkrieges gedacht wird. In Canberra ist das Denkmal natürlich um einiges grösser da es der ganzen Nation dient und hier alle Namen von Gefallenen von australischen Militärkonflikten (und das waren nic wenige) an einer riesigen Wand eingraviert sind. Kurz vor Schliessung der Gedenkstätte wurde noch eine beeindruckende Zeremonie abgehalten wo speziell 3 Kameraden stellvertretend geehrt wurden. Am 25. April (25.04.1915 Landung der australischen, neuseeländischen und tongaischen Truppen auf Gallipoli mit sehr hohen Verlusten) jeden Jahres wird am so genannten Anzac Day um die Gefallenden getrauert. Dies ist im ganzen Land ein wichtiger Tag und nimmt einen entsprechenden Stellenwert ein. Am Abend geht es dann weiter nach Jindabyne in die australischen Alpen (Snowy Mountains). Wiederum unfallfrei (es grüssten aber unzählige Kängurus vom Strassenrand) und ohne grosse Sicht landen wir erstmals auf einem Campingplatz. Mama und Erika dürfen in einem Bungalow übernachten und wir testen unser neues Auto in Sachen schlafkomfort. Es geht alles ziemlich glatt und die Betten sind schnell gemacht. Pepe und Steffi schlafen unten und Papa oben. Recht eng und nicht gerade bequem aber erheblich billiger als ein Unterkunft mit vier Wänden. Jindabyne ist einer der Wintersportorte Australiens. Ja richtig gehört WINTER! Von Juli bis September kann man in den australischen Alpen doch tatsächlich auch Ski fahren. Irgendwie unfassbar, denn der nächste Morgen grüsst mit 20 Grad und Sonne und die Umgebung sieht alles andere als winterlich aus. Auch die Flora und Fauna lässt uns daran zweifeln. Kängurus passen nicht zu Schnee und Palmen irgendwie auch nicht. Manche werden jetzt vielleicht denken, dass die Alpen verdammt hoch sein müssen um Schnee in dieser Klimazone zu haben. Aber der Mount Kosciuszko ist mit 2228 Metern der grösste Berg auf dem australischen Festland. Kleine Anekdote dazu. Ursprünglich hatte man jahrelang den jetzigen Mount Townsend für den höchsten Berg gehalten und ihn als Mount Kosciuszko bezeichnet. Moderne Messungen haben aber ergeben das dieser Berg mit 2209 Meter kleiner ist als der damalige 2228 Meter hohe Mount Townsend. Um keine Verwirrung aufkommen zulassen hat man dann einfach die Namen ausgetauscht. Auf dem Weg zum nächsten Schlafort Glenrowan hangeln wir uns durch die Berge und geniessen fantastische Aussichten und ein Ort namens Thredbo erinnert sogar ein wenig an die Schweiz mit seinen Chalets. Unsere nächste Unterkunft befindet sich auf einem Weingut. Da es dorthin keine befestigten Strassen gibt und ebenso keine Ausschilderungen tun wir uns etwas schwer mit dem finden. Doch nach 30 Minuten rumirren finden wir unser Haus für eine Nacht. Aber wir sind uns nicht sicher ob wir einfach so ins Haus gehen dürfen. Es ist zwar offen aber keine Menschenseele zu sehen. Also laufen wir erst einmal zum Haus gegenüber und fragen freundlich nach. Es ist der Sohn vom Weingutinhaber und er heisst uns herzlich willkommen. Der alte James Booth (Weingutbesitzer) kommt auch so gleich um die Ecke und bietet uns sofort Wein und Bier an was wir dankend nach einer langen Reise annehmen. Wir lieben dieses Haus und fühlen uns schnell pudelwohl. Es gibt sogar einen Kamin und deshalb holen wir noch schnell Holz rein um den Kamin anzuschmeissen. Dabei bekommen wir alle einen Riesenschreck denn auf einem Holzscheit hat sich eine Spinne von der Grösse eines Bierdeckels reingeschmuggelt. Ahhhhhhhhhh. Alle rennen davon als die Spinne durchs Wohnzimmer marschiert. Mit Hilfe von Besen und Schaufel können wir die Spinne durch die Terassentür nach draussen befördern. Bevor wir diese Nacht schlafen gehen kontrollieren wir alle noch einmal unsere Betten um sicher zu sein nicht ein weiteres Erlebnis dieser Art zu haben. Da wir abends nicht sehen konnten wo wir gelandet sind wird der nächste Morgen zu einer Überraschung. Wir blicken natürlich auf Weinreben aber ebenso auf Kühe und Schafe. Ganz so wie man sich ein Weingut vorstellt. Bevor wir weiter düsen machen wir noch eine kleine Weinprobe und kaufen zwei Flaschen für die nächsten Tage. Heute geht es an Melbourne vorbei zur Great Ocean Road in ein Kaff namens Aireys Inlet. Wieder ein ordentlicher Ritt von knapp 5 Stunden Fahrt. Bevor wir auf die Autobahn einbiegen müssen wir uns unbedingt das kleine Örtchen Glenrowan anschauen. Es ist berühmt für den Buschranger Ned Kelly der hier Heldenstatus besitzt. Er hat wohl damals (um 1870) viel gutes für die Bevölkerung getan und sich gegen das bestehende Establishment aufgelehnt. Zweifelhaft ist jedoch der Heldenstatus denn letztendlich hat er dabei ziemlich viele Leute über den Haufen geschossen. Bezeichnend ist auch der Name der Behausung wo er nach 3 tätigen Rumgeballere festgenommen werden konnte. Der Holzverhau heisst Last man stand und erinnert sofort an das blutige Gemetzel von Last man standing wo Bruce Willis sich auch durch einen Western knapp 2 Stunden ballert. Auf der Autobahn geht es dann an Melbourne vorbei (hat auch schon von weitem eine beeindruckende Hochhauskulisse) nach Geelong. Hier wollen wir eigentlich nur kurz zum Aldi Vorräte auffühlen doch nach dem Einkauf verfahren wir uns und somit lernen wir auch etwas von der Innenstadt kennen. Naja nicht gerade der Hammer. Weiter geht es zur Great Ocean Road die in Torquay beginnt und über 240 Kilometer teilweise an der Küste teilweise durchs Hinterland nach Allansford langschlängelt. Diese Strasse bzw. deren Bau war eine gigantiache ABM-Massnahme. Ehemaligen Soldaten die aus dem ersten Weltkrieg mittellos zurück gekommen sind hat man so eine neue Perspektive gegeben und was die Kollegen da mit harter Arbeit geleistet haben ringt höchsten Respekt ab. Übrigens ist Torquay auch für die hier gegründeten Surfmarken Quiksilver und Ripcurl. Nur unweit von Torquay befindet sich der berühmte Bells Beach wo jedes Ostern der King der Surfer sowie auch Surferinnen gewählt wird. In Anglesea sollen wir in einer Immobilienbude die Schlüssel für unsere Ferienwohnung abholen. Als wir dort ankommen haben wir erst einmal überhaupt Glück dass noch jemand da ist aber von unserer Buchung fehlt jede Spur. Auch unser Vermieter ist nicht per Telefon zu erreichen und so müssen wir Max den Immobilienfritzen überzeugen dass wir die rechtmässigen Urlauber für die Hütte sind. Nach dem Max sich Kopien unserer Pässe gemacht hat dürfen wir endlich die Schlüssel entgegen nehmen. Erschöpft aber glücklich kommen wir in Aireys Inlet in unserem neuen Zuhause an. Doch der Glücksmoment hält nur kurz an. Das wird aber Gegenstand des nächsten Blogs.

Bis dahin herzliche Umarmung an alle da draussen und bis bald

Steffi, Pepe und Karsten

Wie gewohnt hier der Link zu unseren Pics:

https://www.dropbox.com/sc/9p73whl8i6fg4pd/AADO3HwGJ8Bhy5l4hkvkrmFXa

2 Gedanken zu „Von Sydney an die Great Ocean Road

  1. Iris Köhler

    Hallöchen,
    wie immer gute Reisebeschreibung.
    Aber dass Du uns auf die Folter spannst wie es weiter geht, nicht schön. Müssen ja wieder ein paar Tage warten. Naja wir werden es überleben.
    Vielleicht erzählts mir Gitti vorher, will ja mal vorbeifahren um Bilder anzuschauen.
    PS. Opa EWolfi ist schon von seiner Reise zurück. (11 Tage)
    Schau bis bald
    Oma I.

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